<< Click to Display Table of Contents >> Die Sage vom Spulriesen |
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Der Spulriese ist, nach Dechant Schneiders Geistergeschichten, der Schutzpatron der Rothenwand, die er mit Argusaugen bewacht, damit ihr kein Leid geschehe. Er schläft unter dem Gahnsboden, im einstigen Riesenfass, von wo er in gewissen Abständen als Männlein herauskriecht, sich auf den Webstuhl setzt und bei dieser Gelegenheit die Rothewand inspicirt. Der Spulriese ist ein seelenguter Kerl und thut Niemanden ein Leid, und hat besonders die Madeln und Buama gern, wenn sie hübsch dudeln und singen. Er trägt einen langen, silberglänzenden Bart, wodurch er sein hohes Alter dokumentirt. Sein Gang ist, in Folge der ungleich langen Füße, stark hinkend, trotzdem aber so schnell wie der Blitz, so daß er flugs von einem Ort zum anderen gelangen kann. Hört der Riese längere Zeit nicht Dudeln, so wird er mürrisch, wobei er immer länger und kräftiger wird. Und wenn der Gesang ganz verstummte, so würde er seine ursprüngliche Größe und Stärke wieder erlangen, die er in der Hexenperiode inne hatte, wo er dann in seinem Zorne die schöne Prigglitzer Hochgalerie in Trümmer schlüge.
Nachdem sich die Prigglitzer dieser Gefahr beileibe nicht auszusetzen gedenken, so singen sie aus Leibeskräften auf allen Höhen und Enden, dass es bei den Wänden widerhallt, wobei sie sich, wenn sie bei der Rothenwand vorüberziehen, ganz besonders in's Zeug legen. Ein Männergesangsverein, wenn er hier einen Riesenchor losließe, müsste den Spulriesen windelweich machen.