<< Click to Display Table of Contents >> Die Franzosen in Prigglitz |
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In der Leitgeb-Chronik von 1885 findet sich folgender Bericht auf Seite 11:
Auch die Franzosen, die 1805 und 1809 in Prigglitz waren, sind den Prigglitzern in Erinnerung. Da ist vor allem das Faktum zu erwähnen, daß der damalige Ortsrichter Mühlhofer, P 15, auf dem Hauptplatze zu Prigglitz von den Franzosen exemplarisch durchgeprügelt worden ist, weil er nicht schnell genug Nahrungsmittel und Vorspann aufzutreiben vermochte. Das Hauptübel bei der Sache war aber der Umstand, daß die Franzosen nicht deutsch und die Prigglitzer nicht französisch sprechen konnten. Und als die Franzosen durch Geberden zu verstehen gaben, daß sie in Loco auch bequartirt werden wollen, was bei der geringen Anzahl Häuser im Pfarrorte absolut nicht möglich war, so war das Feuer erst recht im Dach. Nachdem nun der Ortsrichter auf die weit und breit zerstreuten Häuser zeigte, wo er sie zu bequartieren gedachte, wurde er von den wuthentbrannten Franzosen gepackt, an einen Roßschweif gebunden und — bis zur Haberlerkapelle geschleift, wo ihn die Franzosen dann laufen ließen. Die Franzosen lagerten damals bei Schottwien, wohin sie mit Sack und Pack abzogen. Der Hunger der Franzosen muß groß gewesen sein, da sie den weidenden Rindern ganze Stücke Fleisch mit ihren Säbeln abhieben. Der alte Schuh, damals Hausbesitzer von P 18, soll beim Fuhrwerken ins Lager den Franzosen eine kleine Kriegskassa abgestibitzt haben, was zur Nachtzeit geschehen sein soll, indem er dieselbe heimlich vom Wagen in einen Hohlweg warf. Historisch feststehend ist das wohl nicht, aber erzählt haben es die Prigglitzer oft, unter anderem auch das, daß eine Dienstmagd des Schuh unverhofft im Keller fremdes Geld (in Töpfen vergraben) aufgefunden haben soll, worauf man sich den großen Reichthum des Schuhaberlhofes zu erklären pflegte. Auch ist es Thatsache, daß zwei Bauern von Bürg einem durchziehenden französischen Soldaten bis in die Schwarzau (am Gebirge) nachgingen, ihn dort ermordeten und ihn seines Geldes beraubten. Bei der französischen Invasion 1809 konnte Pfarrer Werner den Rest der alten Urkunden nur durch eine Brandsumme von 100 fl. vor der Vernichtung bewahren. Während dieser Invasion hielten sich im Pfarrhofe zwei Grafen auf, die hier ein sicheres Asyl fanden, und Schulmeister Franz Leitgeb sowie Pfarrer Werner hatten ihre Wertsachen auf dem Kirchenboden versteckt, welche Gegenstände unentdeckt blieben. — Das Recept, nach welchem der Schmiergruber im Rehgraben P 31 die sogenannte Grubersalbe fabrizirt, stammt von einem Franzosen, der daselbst übernachtete. Auch das Prigglitzer Gasthaus P 10 hat aus dieser Zeit ein Andenken, nämlich eine Kanonenkugel, die bei der Weinkeller-Fallthür als Schwergewicht angebracht ist. Johann Wernhart, der anno 1842 das Gasthaus in die jetzige Form umbauen ließ, hatte diese Kugel aus der Franzosenzeit aufbewahrt und selbe zur bleibenden Erinnerung aufhängen lassen. Dieser Wernhart, der die feinsten Gäste von weit und breit anzog, war der gediegenste und wohlbestallteste Wirt, der je auf diesem Gasthause gesessen. Wollte Gott, daß der jetzige Wirt, Herr Bock, in die Fußstapfen des Wernhart träte, was er auch kann, da er den guten Willen dazu hat. Obgleich man bei ihm in größerer Anzahl noch nicht übernachten kann, was übrigens nur eine Frage der Zeit ist, so ist doch alles, was der gute Mann seinen P. T. Gästen kredenzt, gut und echt. Sein Gasthaus in herrlicher Lage und im Anblick einer malerischen Scenerie mit der "Rothenwand", sein prächtiger, schattenreicher Garten, die erfrischenden Matten und die biederen Bewohner, daß ist`s, was den Sommerfrischler von rundum so freundlich entgegenlacht. — Der Bauer Posch, im Nockenhof P 21, der heute unbewohnt ist, machte einst in seinem Ofen die Wahrnehmung, daß aus einem ungespalteten Holzklotz, den die Hitze auseinandergetrieben, eine Silbermasse hervorluge. Diesbezüglich nimmt man an, daß während der Kriegszeit Silbergeld in den hohlen Baum gelegt wurde, die betreffende Person während dieser Zeit umgekommen und der Baum im Laufe der Zeit wieder zugewachsen ist.