Die Pecher

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Die Pecher

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Unter schwierigsten Arbeitsbedingungen in dem steilen Gelände um Prigglitz begann im Jahre 1882 Ferdinand Schweighofer mit der Pecherei. Nach und nach entwickelte sich das Gewerbe immer mehr und erreichte — unter der Leitung von Franz Riegler — im Zweiten Weltkrieg seine Hochblüte. Zirka 20 bis 25 Männer, darunter viele Kriegsgefangene (Franzosen) und ungarische Saisonarbeiter, standen im Arbeitseinsatz. Galt es doch, rund 6.000 Pechbäume (Schwarzföhren) zu betreuen.

Es war ein hartes Handwerk. Das Pecherjahr begann schon zeitig im Frühjahr mit dem sogenannten Rindeln, dem Abschärfen der groben Rinde vom Stamm der Schwarzföhren, und dem "Kerbstemmen" für die Anbringung der Pechhäferln.

Im Abstand von ca. 8 bis 10 Tagen wurden dann die Stämme nachgehobelt, um den Harzfluss zu erneuern.

Das Tagewerk des Pechers begann schon früh am Morgen. Einer alten Überlieferung zufolge hieß es, der Baum rinne morgens am besten.

Aufgrund der vielen Pechbäume gab es im Laufe der Zeit richtige Pecherfamilien. Einige davon waren: die Familien Schweighofer, Riegler, Roßböck, Zwickl u. a.

Pro Pechbaum konnte man jährlich mit etwa 4 kg Rohpech rechnen. Daraus entstanden:

70 Prozent Kolophonium

20 Prozent Terpentin

10 Prozent Abfall

Das heimische Harz wurde zu Farben, Farbverdünnungen, Kosmetika, Arzneien für Human- und Veterinärmedizin u. a. verarbeitet. Familien in Prigglitz verwendeten auch Harz für hochwirksame Heilsalben bei Knochenbrüchen und anderen Verletzungen.

Die Pechdauer pro Stamm betrug ca. 8 bis 15 Jahre. Bei einem etwa 40jährigen Baum konnte mit der Harzgewinnung begonnen werden.

Wurde ursprünglich das Rohharz selbst verarbeitet, wurde es später an die Firmen Furtenbach (Wiener Neustadt), Pinosa (Piesting) und zuletzt an die Gutsverwaltung Hernstein zur Verarbeitung weitergeleitet.

Unter dem starken Konkurrenzdruck ausländischer Firmen (z. B. eine portugiesische Kiefer liefert 8 bis 12 kg Harz) und dem Niedriglohn der Südländer kam bei uns das Pecherhandwerk total zum Erliegen.

Der letzte Pecher, Josef Zwickl, verlor 1973/74 seinen Arbeitsplatz.

Die Pecherei ist bei uns Vergangenheit, aber diese Zeilen sollen zeigen und erinnern, wie unsere Groß- und Urgroßeltern werkten.