Die Innenausstattung

<< Click to Display Table of Contents >>

Navigation:  Bauwerke > Sakrale Bauwerke > Prigglitzer Kirche >

Die Innenausstattung

Previous pageReturn to chapter overviewNext page

Im Folgenden werden Passagen übernommen aus: Die Pfarrkirche St. Nikolaus zu Prigglitz, Kurzer Führer zusammengestellt von Pfarrer PETER SCHL0R Im Selbstverlag des Pfarramtes Prigglitz 1961.

Rechte: Peter Glaser, Datum: 2023-03-21

Abbildung 14: © DEV Prigglitz, Prigglitzer KIrche - Chor

Unter mehreren Farbschichten befinden sich im Gewölbe und an den Wänden gotische Fresken. Die Gewölbefresken dürften Rankenornamente in den Farben Grün, Blau, Ocker und Rot auf weißem Grund sein, während die Gewölberippen und -gurten ockergelbe Bemalung mit roten Fugenstreifen aufweisen. Ähnliche Gewölbeverzierungen finden sich in vielen gotischen Kirchen. Ob und wie weit die Wände Fresken aufweisen, wird sich erst im Laufe der Erneuerungsarbeiten herausstellen. Der Hochaltar ist eine Grödener Schnitzarbeit aus dem letzten Jahrhundert. Vor ihm ist ein schöner Barockaltar an seiner Stelle gestanden, der seinerseits einen gotischen Altar ersetzt hatte. Die drei Holzfiguren des Hochaltars, oben der hl. Nikolaus, links Petrus, rechts die Statue des hl. Paulus, können allenfalls aus dem Schrein des gotischen Altares stammen. Da diese Figuren mehrmals überarbeitet worden sind, ist die ursprüngliche Fassung verloren gegangen. Daher lassen sich augenblicklich keine endgültigen Schlüsse ziehen. Auch die Sakristeitür mit ihren Beschlägen und dem Schloss ist sehr alt. Die Kanzel ist eine hübsche Barockarbeit. Aus einer Inschrift kann sie genau datiert werden. Die Inschrift auf der Kanzel lautet: "Dise Canzel hat machen lassen der Hochwirdige Herr Leopold Somerer Hochfürstl: Salzburgl: Cons: Rath und Kaysl: Pfarrer allhier. Anno 1733". Der Luster stammt aus dem Familienbesitz von Oberst Schirnke (St. Christof), der ihn der Kirche stiftete.

Im Frauenschiff befindet sich eine Madonnenskulptur. Maria mit dem Kind und einer Birne. Auch sie ist eine ursprünglich gotische Plastik, die mehrmals übermalt worden ist. Leider ist sie sehr wurmstichig. Der barocke Marienaltar wurde vom Bildhauer Philipp Lafleur für den Pfarrer Leopold Somerer hergestellt. Er stammt aus dem Jahre 1727. Nach der noch erhaltenen Rechnung kostete der Altar 120 fl. in Gold. Die schönen Statuen des hl. Leopold (links) und des hl. Florian (rechts) dürften aus der Hand desselben Bildhauers stammen. Es sind Holzstatuen, deren Anstrich eine Alabasterarbeit vortäuschen soll. Das Marienbild im Nazarenerstil stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Links neben dem Marienaltar ist eine Grabplatte aus Sandstein. Sie wurde für den Pfarrer Laurentius Schott errichtet. Die Inschrift dieses Gedenksteines lautet (in Obersetzung): "Im Jahre 1620 nach der göttlichen Menschwerdung ließ der Herr Laurentius Schott, des erlauchtesten Kaisers Ferdinand 11. Kaplan und Erneuerer dieser Pfarre in seinem 54. Jahr noch zu Lebzeiten dieses Grabmal errichten, in dem er nach seinem Tode ruhen sollte. - M. DC. XXX." Die Inschrift unterhalb des Wappens ist durch den Bau des barocken Marienaltars verstümmelt. Pfarrer Schott starb 1630.

Rechte: Peter Glaser, Datum: 2023-03-21

Abbildung 15: © DEV Prigglitz, Prigglitzer Kirche - Marienaltar

Das Nordschiff ist das Patriciusschiff. Der Ursprung des Patriciuskultes, der für unsere Gegend sehr selten ist, liegt im Dunkeln. Es ist möglich, dass er auf die Missionstätigkeit der iro-schottischen Mönche im 9. bis 11. Jh. zurückgeht. Patricius ist ja der Apostel Irlands. Obwohl St. Nikolaus (6. Dezember) der Kirchenpatron ist, wird der Patriciustag als „Kirtag" gefeiert. Patricius wird als Viehpatron verehrt und zu seinem Fest kommen von alters her Wallfahrer aus der ganzen Gegend. Die älteste Urkunde über den Patriciuskult in Prigglitz stammt vom 14. April 1749. Erzbischof Johannes Bapt. Minucci bestätigt die Echtheit einer Patriciusreliquie. Im Jahre 1751 gewährte Papst Benedikt XIV. auf sieben Jahre allen Gläubigen einen vollkommenen Ablass am Patriciustag. Die päpstliche Bulle ist in schwer verständlichem Kurialstil abgefasst und noch in zwei Abschriften erhalten. Der Patriciusaltar stammt aus derselben Zeit wie der Hochaltar. Das Altarbild ist eine gute Barockarbeit und stellt die Apotheose des hl. Patricius dar. Eine Signatur ist nicht zu erkennen. Die Statuen des hl. Sebastian (links) und des Pestheiligen Rochus (rechts) stammen aus derselben Hand wie die Statuen beim Marienaltar. Unter dem Patriciusaltar, leider vom Altartisch und -aufbau verdeckt, befindet sich die Grabplatte Wiegands von Terenberg und Hieronymus Neuburgers, des Stifters der berühmten Prigglitzer Monstranz. Die Platte trägt folgende Inschrift: „Hie liegt begraben der Erbwürdige Herr Herr Wolgerus gundacker von Terenberg pfarrer czw. Kalenperg. taussendfvnf hundert und wider 21 jar ist gestorben d. Erbwürdig Herr Hr. Hierommy Neuburger pfarrer czw pryglaß. gott gnad'." „Hier liegt begraben der Ehrwürdige Herr, Herr Wolgerus Gundacker von Terenberg, Pfarrer Zu Kahlenberg. Im Jahre 1521 ist gestorben der Ehrwürdige Herr, Hr. Hieronymus Neuburger, Pfarrer zu Prigglitz. Gottes Gnad."

Wiegand Gundacker von Terenberg ist das Urbild des in der Literaturgeschichte bekannten „Pfaffen vom Kahlenberg". (Der „Pfaff vom Kahlenberg" ist eine spätmittelalterliche Schelmendichtung.) Ein Grabmal Wiegands wird auch in Lilienfeld gezeigt; Wiegands Grab ist aber eher in Prigglitz zu suchen. Unter das Patriciusschiff war noch ein Beinhaus (Karner) gebaut. Der Eingang wurde vor einigen Jahrzehnten vermauert; Spuren sind kaum mehr zu erkennen.